Gold als Inflations-
und Krisenschutz?

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In weiten Teilen der Anlegerschaft wird mit der Anlage in (physischem) Gold ein Schutz vor Inflation unterstellt. Es wird angenommen, dass die Preisentwicklung einer Unze Gold über die Zeit hinweg die Preissteigerung eines Warenkorbes stets ausgleichen oder sogar überkompensieren kann.
Auch die Annahme, dass die Anlage in Gold in Krisenzeiten vor Verlusten schützen soll, ist weit verbreitet. Idealerweise wird angenommen, dass es in Phasen fallender Aktienkurse zu steigenden Goldnotierungen kommt.
Doch lassen sich diese beiden Annahmen auch in der Realität nachweisen oder muss hier doch genauer differenziert werden?

Gold als Schutz im Börsencrash?

Im Jahr 2018 kam es in den ersten neun Monaten zu einer Seitwärtsbewegung unter Schwankungen im DAX. Diese wurde auch vom Goldpreis in etwa auf die selbe Weise nachvollzogen. So hatte der DAX und auch Gold in dieser Zeit ein Minus von ca. 5% gezeigt. Erst als sich die Abwärtsbewegung im DAX im letzten Quartal 2018 beschleunigte, konnte Gold sich mit einer Aufwärtsbewegung positiv absetzen.
Einen ähnlichen Kursverlauf konnte man auch im Jahr 2008 bei DAX und Gold verfolgen. In den ersten neun Monaten entwickelten sich beide negativ, und erst im letzten Quartal 2008, als sich die Verluste im DAX dramatisch verschärften, konnte sich Gold positiv entwickeln.

An diesen beiden Beispielen lässt sich zeigen, dass Gold kein perfekter Hedge zu einer negativen Aktienmarktentwicklung darstellt. Es zeigt sich jedoch, dass bei zunehmendem Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer (Verluste bei Aktien von über 20% und mehr) sich Gold als Anlageklasse großer Beliebtheit erfreut und verstärkt nachgefragt wird. Insofern kann man durchaus von einer stabilisierenden Wirkung eines Goldanteils im Portfolio sprechen. Allerdings können die Verluste aus den Aktien nie gänzlich durch die Gewinne im Gold kompensiert werden.

Gold als Schutz vor Inflation?

Oft wird als Motivation für ein Goldengagement auch der Schutz vor Inflation angeführt. Unterstellt man bei einem Goldanleger einen Anlagehorizont von etwa 10 Jahren, lässt sich am ehesten sinnvoll nachvollziehen, ob das Inflationsargument Wirkung entfaltet oder nicht.
In dem Zeitraum von 1980-1989 lag die Inflation bei 32,4%, der Goldpreis entwickelte sich im gleichen Zeitraum um 30% nach unten. Im folgenden Jahrzehnt 1990-1999 lag die Inflation bei 27,8%, und der Goldpreis fiel um 15,6%. Und im Zeitraum 2000-2009 lag die Inflation bei 16,9%, der Goldpreis entwickelte sich um 166% nach oben.

Die drei untersuchten Zeiträume zeigen also gerade nicht, dass Gold einen guten Schutz vor Inflation darstellt. Vielmehr ist anhand dieser – sicher nicht repräsentativen Zahlen – eher kein Zusammenhang von Goldpreisentwicklung und Inflation zu erkennen. Auch die Aussage, dass man im alten Rom eine Tunika für eine Unze Gold erwerben konnte und auch heutzutage einen guten Anzug für eine Unze Gold erstehen kann, mag zwar inhaltlich richtig sein, und auf einen Zusammenhang von Gold und Inflation hindeuten, doch ist dieser sehr lange Zeithorizont aus Anlegersicht nicht praktikabel.