ETFs (Exchange Traded Funds; deutsch: börsengehandelter Indexfonds) erfreuen sich bei institutionellen und in zunehmendem Maße auch bei privaten Anlegern großer Beliebtheit.
Physische Replikation
Ziel eines ETFs ist es, die Wertentwicklung eines Index möglichst exakt nachzubilden. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Bei der „physischen Replikation“ erwirbt der ETF die im Index enthaltenen Wertpapiere. Dabei wird zwischen vollständiger und optimierter Replikation unterschieden. Bei der vollständigen Replikation („full replication“) investiert der ETF in alle im Index enthaltenen Wertpapiere und zwar in der Gewichtung, wie sie auch im Index enthalten sind. Dies ist bei Indizes mit einer kleineren Anzahl von Indexmitgliedern wie dem DAX oder dem EuroStoxx50 noch praktikabel.
Bei breiter gestreuten oder internationalen Indizes wie dem MSCI World Index oder dem japanischen Nikkei225 stößt diese Replikationsmethode jedoch an ihre Grenzen. Bei diesen Indizes werden dann nur die liquidesten oder wichtigsten Indexmitglieder erworben („Sampling“). Diese haben i.d.R. auch den größten Einfluß auf die Indexperformance. Bzw. es wird durch den Einsatz statistischer Optimierungsmodelle („Optimized Sampling“) versucht, die Indexentwicklung noch besser abzubilden. So können Handelskosten besonders bei sehr breit gestreuten Indizes reduziert werden.
Synthetische Replikation
Bei der „synthetischen Replikation“ erfolgt die Indexnachbildung über ein Tauschgeschäft („Total Return Swap“). Hier verspricht der Vertragspartner – oft eine Großbank, die einen ETF-Anbieter als Tochterunternehmen hat, dem ETF die Indexrendite inclusive von Zinsen und Dividenden zu liefern. Der ETF stellt ihm im Gegenzug die Anlegergelder zur Verfügung mit der Verpflichtung, diese bei einem Treuhänder zu hinterlegen („Sicherheitenportfolio“). Dieses Sicherheitenportfolio muss nicht zwingend nur aus Indexwertpapieren bestehen. D.h. es kann also durchaus sein, dass in einem swap-basierten DAX-ETF auch japanische Aktien enthalten sein können.
In der Finanzkrise sind diese swap-basierten ETFs in die Kritik geraten, weil die Gefahr einer Bankeninsolvenz bestand. Diese hätte sich auch negativ auf die Swap-Verpflichtungen (trotz Sicherheitsportfolio) ausgewirkt. Allerdings ist dieses Swap-Risiko per Gesetz auf 10% des Nettoinventarwerts des ETF begrenzt. Ausserdem besteht durch den Einsatz mehrerer Swap-Kontrahenten die Möglichkeit, dieses Ausfallrisiko noch zu mindern.
Der Vorteil von Swap-ETFs liegt darin, dass Markt-Indizes, die sehr breit gestreut sind, mehrere Zeitzonen umfassen oder in denen Handelsbeschränkungen bestehen, besser nachgebildet werden können. Bei Rohstoffen wäre eine physiche Nachbildung beispielsweise gar nicht möglich. Auf diese Weise wird auch der „Tracking Error“, d.h. die Abweichung der ETF-Entwicklung von der Indexentwicklung merklich reduziert.
Die Qual der Wahl…
Welche Art von ETFs zu bevorzugen ist, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Puristen mit einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis werden vermutlich zu replizierenden ETFs tendieren. Doch hier können sich ggf. Risiken aus der Wertpapierleihe ergeben. U.U. werden Wertpapiere aus dem Bestand des ETF verliehen, die aber möglicherweise nicht zurückgeliefert werden. Ein pragmatischer Anleger wird möglicherweise zu swap-basierten ETFs tendieren, zumal die genannten Risiken weitestgehend abgesichert werden können.
Letztlich gilt es zunächst zu prüfen, wie gut ein ETF in der Lage ist, seinen Index abzubilden, also wie hoch der Tracking Error ist. Auch die Kosten sind ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl. Und in einem letzten Schritt kann man sich der Frage widmen, ob ein replizierender oder synthetischer ETF die bessere Wahl ist.